Berlin Kerzenlauf

EinZeichen gegen Vergessenskultur:
symbolische Highline an der Volksbühne Berlin

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 08. Mai 2025, balancierte Alexander Schulz auf einer Highline quer über den Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Vom Dach des Kino Babylon bis zur Volksbühne legte er 100 Meter in der Höhe zurück – mit einer Kerze in der Hand.


Keine Show, eine symbolische Highline, ein stilles Gedenken, ein Zeichen für Frieden und Erinnerung.


Die kleine Flamme in seiner Hand stand für den Frieden, der uns geblieben ist, und als Sinnbild dafür, wie zerbrechlich dieser geworden ist. In Zeiten von wachsendem Populismus, schrecklichen Kriegen und großen Bedrohungen für unsere Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wurde dieser Lauf zu mehr als nur einem Balanceakt. Er wurde zum Symbol.

Fotograf: Tim Trozska


Auch die Örtlichkeit selbst machte diesen Moment besonders.
Der Rosa-Luxemburg-Platz, benannt nach der ermordeten Sozialistin und Kriegsgegnerin, ist bis heute ein Ort für politisches und kulturelles Gedenken.
Alex startete seinen Lauf auf dem Dach des Kino Babylon, einem der wenigen erhaltenen Kinos der 1920er-Jahre.
Das Ziel war die Volksbühne, ein prägender Ort der deutschen Theaterlandschaft,

der seit über 100 Jahren für gesellschaftliche Debatten, politisches Engagement und mutige gesellschaftskritische Kunst steht.

Der Aufbau dieser symbolischen Slackline war technisch anspruchsvoll. Auf dem Dach des Babylon gab es keinen geeigneten Ankerpunkt. Deshalb mussten vier Meter lange Holzbalken mühsam nach oben geschafft und im Dachstuhl montiert werden.


Als Alex auf die Slackline trat, versammelten sich immer mehr Menschen auf dem Platz. Aus ein paar Dutzend wurden Hunderte. Die Spannung war spürbar und alle Zuschauer*innen schauten gespannt nach oben. Auf halber Strecke begannen die Menschen Alex Namen zu rufen.

Er fiel nicht. In der Mitte wendete er sich mehrmals der Menge zu und am Ende der 100 Meter drehte er sich um. Ruhig und konzentriert beendete er den Lauf wieder am Kino Babylon mit einer stillen Verbeugung.


Es war keine simple Show.
Es war eine symbolische Slackline.
Ein leiser Akt des Gedenkens, an die Millionen, die ihr Leben damals verloren, und an all jene, die bis heute unter Krieg, Verfolgung und Ungerechtigkeit leiden.

Wir alle tragen Verantwortung.
Lasst uns nicht vergessen.

Alex Schulz