A WALK IN THE SKYE – In der Luft, zu Wasser und zu Land

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Unser Athlet Alex Schulz ist gerade eine Slackline zwischen der Insel Skye und dem höchsten der einzigartigen Felstürme "MacLeods Maidens" gelaufen. Das Hochklettern und Aufbauen der Highline auf dieser atemberaubenden Insel war sicherlich ein ganz besonderes Erlebnis, aber dennoch nur die Hälfte des Abenteuers, da wir die letzten drei Wochen auf einem Segelboot verbracht haben, um von Südengland hierher zu gelangen. Dabei sind wir sowohl durch ruhige Gewässer als auch durch Stürme gesegelt! Lest Alex Erlebnisse von dieser Reise in seinem Blogbeitrag:


A WALK IN THE SKYE – In der Luft, zu Land und zu Wasser

Die Vorgeschichte

Alles begann vor etwa zwei Monaten, als unser Freund Dave Dykes von Sails and Trails - hungrig nach Abenteuer - einen Segeltörn zu den Äußeren Hebriden vorschlug, die im Nordwesten Schottlands liegen. Johannes und ich waren sofort Feuer und Flamme. Wir kennen Dave seit unserem Trip zu den Maunsell Forts und hatten außerdem schon bei zwei anderen Projekten (vor allem der Highline zum “The Old Man of Hoy”) die Unterstützung seines "Abenteuertaxis" genossen. Mitte Mai stiegen wir also in Ramsgate, einer viktorianischen Hafenstadt im Südosten Englands, an Bord. Bevor jedoch die Segel für eine so lange Reise gehisst werden konnten, musste Daves Schiff "Bonnie Girl" aus dem Wasser, um einige Reparaturen durchzuführen und einen neuen Anstrich für bessere Geschwindigkeit zu bekommen. Auf dem Weg von London hinunter war er auf der Themse von etwas Schwerem getroffen worden, das den Rotor & Motor um ein paar Zentimeter verschoben hatte, und das Wasser stand überall in der Bilge (=Unterteil eines Bootes). Sicherlich nichts, was man ignorieren könnte! Nach ein paar Tagen in Ramsgate (einschließlich einer Wanderung zu den White Cliffs of Dover) waren wir also wieder im Wasser und wollten gerade ablegen, als der Sinkalarm losging - WAS ZUR HÖLLE?? Zum Glück war die Ursache schnell gefunden: Dave und ich hatten einen dieser "Seecooks" nicht richtig verschlossen, so dass Wasser eindrang... immerhin war das Mädchen jetzt definitiv sauber!

Auf dem Weg in den Norden

Eine gute Planung im Voraus ist beim Segeln sehr wichtig. In Anbetracht der Wettervorhersage entschieden wir uns, Großbritannien gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden, da wir es vermeiden wollten, nur mit Motor gegen den Wind und die Wellen zu fahren und ein paar Tage an der Südküste Englands festzusitzen. Trotzdem gerieten wir gleich an unserem ersten Tag in einen Gal-Sturm. Die maximale Anzeige auf unseren Instrumenten war 37 Knoten oder 70 km/h Wind und 1,5 Meter hohe Wellen, die uns von der Seite trafen. Laut Kapitän Dave kann das 11 Meter lange Schiff nur von Wellen, die höher als 2 Meter sind und seitlich aufs Boot brechen, umgeworfen werden... Trotzdem war das eine sehr beängstigende Fahrt für uns Neulinge. Außerdem machten mich die starken Bewegungen so seekrank, dass ich bis zum nächsten Tag nichts mehr essen konnte, obwohl ich spezielle Anti-Übelkeits-Segelpillen genommen hatte. Um 2 Uhr nachts ankerten wir schließlich an einem Beton-Ankerball. Aufgrund des Gezeitenwechsels wurden wir 3,5 Stunden später durch das Andotzen des Bootes auf den schwimmenden Betonklotz geweckt. Also fuhren wir mit einem frühen Start los und setzten unsere Reise nach Norden fort.

In den nächsten Tagen lernten wir eine Menge: Vom Binden spezieller Segelknoten über Navigationskenntnisse bis hin zum Umgang mit den Segeln bei wechselnden Windverhältnissen. Nachdem Kapitän Dave uns genug beigebracht hatte, um es alleine zu schaffen, konnten wir mit der Segelroutine beginnen: Beim Segeln durch die Nacht musste jeder eine vierstündige Schicht übernehmen, während die anderen in der Zwischenzeit ausruhen konnten. Es ist sehr gemütlich, in einem Boot auf See zu schlafen, das Schaukeln ist ein bisschen wie eine Wiege oder Hammok.

Meine erste Nachtschicht auf eigene Faust begann mit dem Aufgang des Vollmonds. Ich habe das friedliche Gefühl sehr genossen, durch das mondbeschienene Wasser zu gleiten, während der Wind uns vorantreibt.

Generell fand ich, dass das Meer eine beruhigende Wirkung hat und mich von dem hektischen und schnellen Leben an Land ablenkte. Segeln ist eine eher langsame Art des Reisens. Diese Art der Fortbewegung ermöglichte es uns, die Dinge, die wir auf dem Weg sahen, viel mehr zu schätzen, als wenn man nur vorbeihastet:

Inseln mit Tausenden von Vögeln auf und um ihr herum. Delfine, die sich zu uns gesellten, in die Luft schossen oder mit dem Bauch nach oben ritten, während sie ihre Klickgeräusche von sich gaben. Langsame Sonnenuntergänge & Sonnenaufgänge - je weiter nördlich wir kamen, desto länger dauerte das Tageslicht. An unserem nördlichsten Punkt war es noch bis Mitternacht hell und knapp drei Stunden später ging schon wieder die Sonne auf.

Auf unserem Weg nach Norden hielten wir einen Tag in Edinburgh. Johannes und ich legten einen kurzen Kultur-Sprint durch die Innenstadt hin; wir fanden das Schloss mit seinem Park wunderschön und die allgemeine Atmosphäre der schottischen Hauptstadt recht entspannend. Außerdem waren die schottischen Leute alle unglaublich freundlich und chillig. Dort holten wir auch Daves Freund Matt ab. Er war nicht nur ein netter Reisebegleiter, sondern lieh uns auch gerne sein Kletterseil und seine Trad-Ausrüstung für das Highline-Projekt. Leider musste er uns drei Tage später in Inverness bereits wieder verlassen.

Durch das Herz von Schottland

Inverness definiert das östliche Ende des Kaledonischen Kanals. Dieser Kanal wurde vor 199 Jahren von vielen Händen gebaut und durchquert die schottischen Highlands. Die Hälfte davon besteht eigentlich aus natürlichen Seen, einer davon ist das berühmte Loch Ness. Wir haben zwar "Nessie" nicht gesehen, aber die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft der schottischen Highlands in vollen Zügen genossen. Kurz vor dem westlichen Ende des Kanals sahen wir den Mount Ben Nevis, der mit einer Höhe von 1345m der höchste Berg des Vereinigten Königreichs ist.

Zum Glück liegt die höchste Erhebung des Kanals nur 50m über dem Meeresspiegel. Trotzdem muss man auf dem Weg 29 so genannte "Schleusen" durchfahren. Das sind Kammern mit schwenkbaren Wänden - die Strömung darin wird ziemlich stark, wenn der Schleusenwärter die Tore zum nächsten Kanallevel öffnet. Es war Johannes und meine Aufgabe, das Mädchen gut festzuhalten und sie nicht gegen die Wand oder andere Boote stoßen zu lassen. Glücklicherweise gelang uns das jedes Mal, und nach dem Passieren von Neptuns Staircase (8 Schleusen in einer Reihe, die wieder auf Meereshöhe abfallen) kamen wir heil in Fort William an, das das Ende des Kaledonischen Kanals markiert.

Das letzte Stück unserer Reise nach Norden in Richtung Skye dauerte noch zwei Tage, in denen wir viele schottische Schlösser sahen und Delphine mit dem Boot spielten.

Abenteuer bei den MacLeods Maidens

Nachdem wir in der 15. Nacht unserer Reise die gesamte Slackline-Ausrüstung vorbereitet hatten, konnten wir in der Dunkelheit endlich einen ersten Blick auf die mondbeschienenen Maidens werfen. Die Formen der Maidens hatten mir schon von Anfang an gefallen. Aber was war das in real für ein beeindruckender, unwirklicher Anblick!

Die Wind und Wellen ausgesetzte felsige Küste machte es unmöglich, in der Nähe zu ankern, so dass wir für den Rest der Nacht ein paar Meilen weiter nordöstlich Schutz suchen mussten.

Am späten Morgen, nachdem wir uns vergewissert hatten, dass dort, wo wir hinwollten, keine Vögel nisten, setzte Dave Johannes, mich & zwei Rucksäcke voller Slackline-Ausrüstung ein paar hundert Meter von den Maidens entfernt in seinem Beiboot ab. Glücklicherweise vertraute er uns auch seinen Elektromotor an. Nach einer aufregenden Landung am Fuß des größten der drei Felsen fanden wir schnell die logischste Linie und begannen mit dem Klettern. Die ersten beiden Seillängen waren ohne Seil machbar, obwohl es eine kleine Herausforderung und ein ziemliches Abenteuer war, mit einem 20 kg schweren Rucksack durch sehr lockeres Gestein nach oben zu kraxeln... Ich war auf jeden Fall froh, als ich am Sicherungspunkt unterhalb der letzten Seillänge ankam, wo ich mich endlich einbinden konnte. Johannes führte den 20m langen Aufstieg zum Gipfel an, wobei er Mats Trad-Ausrüstung und Seil benutzte (Danke nochmal!). Als wir beide 65m über dem Meer auf dieser spitzen Nadel standen, waren wir verdammt heiß darauf, diese Linie endlich aufzubauen! Als nächstes befestigten wir einige Statikseile, stiegen wieder hinunter und holten das Setup vom Ufer ab, wo wir es zwischengelagert hatten. Klettern mit einer 250m Slackline, einem 40m Seil, einem 10m Spanset und etwas Metall war nicht wirklich machbar, also musste ich mich beim Aufsteigen voll auf die Seile verlassen. Natürlich haben sie gehalten. Wir trauten jedoch dem obersten Teil des Felsens nicht so recht, also wickelten wir 5 Meter unterhalb der Spitze ein 40m langes Dyneema-Kernmantelseil zweimal um den Turm - inzwischen war es spät geworden und der Wind hatte stark zugenommen, also seilte ich mich schleunigst ab, um unser Abenteuertaxi nicht auf uns warten zu lassen. Wir schafften tatsächlich ein perfekt getimtes Treffen auf See. Nachdem wir an Bord gegangen waren und das kleine Boot hinter der "großen Mutter Bonnie" festgemacht hatten, hatten wir auf dem Weg zu unserem Ankerplatz ziemlich unruhige Bedingungen durch Wind & Wellen von der Seite. Während Dave sicherstellte, dass wir nicht umkippten, überspielten wir schnell das wenige Material, das wir an diesem Tag aufgenommen hatten, auf unseren robusten LaCie SSDs. Wir kamen weit nach Mitternacht an.

Am nächsten Tag schliefen wir aus und nach einer 2,5 Stunden langen Fahrt setzte Dave Johannes und mich gegen Mittag 4,3 Meilen vom Spot entfernt ab. Mit zwei Rucksäcken (einer voll mit Kameras, der andere mit Slackline-Ausrüstung) genossen wir eine wunderschöne Wanderung durch die wilde schottische Landschaft entlang der Küste. Die Verankerung der Highline auf der Uferseite war unkompliziert. Wir fanden zwei Felsbrocken, die groß genug waren, um sie mit Spannsets zu umwickeln. Leider war der Wind an diesem Tag einfach viel zu stark, um die Leine aufzubauen. Aber wir kamen am nächsten Nachmittag mit Daves Unterstützung im Regen zurück (der natürlich in dem Moment aufhörte, als wir Daves Zelt aufgebaut hatten) und beendeten den Aufbau der Highline. Das beinhaltete, dass ich 80m weit mit einem 70m langen langen Seil abseilte (es ging sich Dank der Dehnung genau aus) und die höchste Maiden hinaufstieg, nachdem ich die Reepschnur mit dem 70m Seil verbunden hatte. Oben angekommen, gab ich die Nylon Slackline unseres Sponsors Balance Community aus und Johannes zog es ein. Nach dem Spannen überquerte ich bei Sonnenuntergang mit einem Lineglider zurück auf die Hauptinsel (Skye). Ich war zu müde & hungrig, um noch an diesem Tag zu laufen. Nach einem guten Schlaf im eher kleinen Zelt war aber endlich Slackzeit!

Sobald ich dort draußen saß, erinnerte ich mich daran, warum ich es liebe, Felstürme im Meer zu beslacken: Man ist unglaublich exponiert und abgelenkt, fühlt sich vielleicht sogar ein bisschen verloren, wenn man auf eine dünne Felsstruktur schaut und das unruhige Meer unter sich und so weit man sehen kann vor sich hat. Das erzeugt ein Gefühl, das mich sehr lebendig und anfangs sogar ein bisschen ängstlich werden lässt. Zumindest bis zur ersten vollen Überquerung und dem ersten Leashfall. Obwohl die Angst nachlässt, erlebe ich weiterhin die Präsenz des Meeres, gehe auf dem Hinweg in die endlose Leere hinein und höre und sehe auf dem Rückweg die Wellen, die an Land schlagen, während Seevögel an mir vorbeifliegen. Entlang der unzähligen Ebenen der Steilküste in den Sonnenuntergang zu schauen, während ich im Exposure stehe, ist unfassbar schön.

All diese Momente der Freude und des inneren Friedens sind so erfüllend. Es ist die ganze Mühe des Aufbauen, der dreiwöchigen Reise in einem Segelboot, inklusive Seekrankheit, Schlafentzug und Warten wert. Es war auch den 80 Meter langen Aufstieg am frei hängenden Seil als Teil des Abbauen und die extrem anstrengende Wanderung mit >50 kg schweren Rucksäcken durch die Nacht wert, die sich endlos anfühlte.
An dieser Stelle möchte ich die Tapferkeit von Dave und Katie Tunn erwähnen. Nach dem Motto "Tue jeden Tag eine Sache, die dir Angst macht" hängten sie sich auch an die Line und kämpften gegen ihre Instinkte, die ihnen sagten, dass sie es nicht tun sollten. Katie lebt seit ein paar Jahren auf Skye und ist neben vielen anderen Dingen auch Künstlerin, Abenteurerin und Meeresschützerin. Ich habe sie als einen super netten, hilfsbereiten & inspirierenden Menschen kennen gelernt. Schaut unbedingt ihre Website oder ihr Instagram an!

Das Ende

Dave und Katie erklärten sich bereit, uns ein Stück südlich am Bahnhof von Mallaig abzusetzen. Es war eine wunderschöne letzte Fahrt. Während ich den letzten Sonnenuntergang auf dem Meer beobachtete, dachte ich zum dutzendsten Mal, dass Segeln ein ähnliches Gefühl von Freiheit ist wie Highlining.

Alles in allem hatten wir mehr als 800 Seemeilen durchs Wasser zurückgelegt, das sind fast 1500 Kilometer.

Wir alle erlebten definitiv eine Zeitverschiebung, es fühlte sich alles so viel länger an! Das Gefühl der Entschleunigung lag vielleicht nicht nur an der langsamen Fortbewegungsart, sondern auch an den hunderten von magischen Momenten in der Natur. Ich bin auch froh darüber, dass unser Segeltrip auf die Hebriden trotz des gelegentlichen Einsatzes des kleinen Dieselmotors einen recht geringen CO2-Fußabdruck hatte, vielleicht sogar CO2-effizienter als unsere Zugfahrt zurück nach London - auf der wir feststellten, dass wir beim nächsten Mal definitiv auf das Fliegen verzichten können, denn die Zugverbindung von München nach London ist nicht nur leistbar, sondern dauert auch nur 10 Stunden und erfordert nur 1 Umstieg.

Dave will zu den Äußeren Hebriden weiter segeln, die mindestens genauso wild sind wie die Inneren Hebriden und mit Sicherheit noch abgelegener. Lesen Sie seine Eindrücke in der Blog-Sektion seiner Firmenwebsite Sails & Trails, u.a. wie er den Rotor befreien musste, indem er 5 Mal in das kalte und dunkle Wasser unter seinem Boot tauchte.

Fakten zu A Walk in the Skye:

Ort: MacLeods Maides, Skye, Schottland
Datum: 07. Juni 2021
Länge: 90 Meter
Höhe: 80 Meter
Rigging: Umschlingen der Spitze der höchsten Maiden / Umschlingen von Felsblöcken auf der anderen Seite
Besondere Bemerkungen: Lockerer Fels, 1. Highline an den MacLeods Maidens, 3. etablierte Highline auf Skye (eine der vorherigen wurde auf dem berühmten Black Cuillin Ridge von britischen Slacklinern etabliert)

Ausgewählte Medienberichte:

https://www.thenational.scot/news/19359531.walk-skye-extreme-athlete-alexander-schulz-completes-amazing-stunt/
https://www.heraldscotland.com/news/19359540.walk-skye-extreme-athlete-alexander-schulz-completes-amazing-stunt/
https://adventureuncovered.com/stories/a-walk-in-the-skye-by-air-land-sea/

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