Highline Rekord auf 5100 Metern
Ein Balanceakt zwischen Heißluftballonen 4700 Meter über Grund.
22. November 2025, irgendwo über Katalonien. Zwei Heißluftballons, eine Slackline – und ein Tag, der sich schon am Boden anders anfühlt als alle zuvor.
Mein Name ist Alexander Schulz. Ich bin Slackliner und Highline-Athlet.
An diesem Morgen wollen wir einen besonderen Weltrekord aufstellen:
Die höchste Slackline über Grund, die je gelaufen wurde – gespannt zwischen zwei Heißluftballonen auf 5100 Metern Meereshöhe.
Der Aufstieg
Wir steigen.
1000 Meter. 2000 Meter. 3000 Meter. 4000 Meter.
Das Piepsen des Höhenmessgeräts klingt wie ein fremder Puls im Hintergrund.
Ein paar kleine Wolken tief unter mir, in der Ferne blitzt das Meer – über uns das immer tiefer werdende Blau des katalanischen Himmels.
Ich nehme einen Zug aus der Sauerstoffmaske. Spüre, wie kalte Luft meine Lunge füllt.
Fünfzig Minuten dauert die Ballonfahrt, bevor ich den Höhenweltrekordversuch auf der Slackline probieren kann.
Schon dabei merke ich: Hier oben zählt jeder Atemzug und jede Bewegung.
4700 Meter über Grund
Als das Instrument 5100 Meter über Normalnull anzeigt, wird es still.
Die beiden Heißluftballons hängen wie zwei winzige Inseln im Himmel, 4700 Meter über dem katalanischen Boden. Unter uns: Nichts, das an „Boden“ erinnert. Nur Tiefe und die Weite des Himmels.
Ich nehme die Sauerstoffmaske ab. Die Luft fühlt sich dünn an. Mein Herz schlägt sofort schneller. Rauf auf die Line.
In diesem Moment spüre ich, wie anders alles ist. Das Drehen der Ballone umeinander verwirrt mein optisches Gleichgewicht; der Fallschirm auf dem Rücken zieht mich nach unten; die Körbe wackeln bereits im Sitzen. Ich setze den Fuß auf das 2,5 Zentimeter schmale Band und stehe mit angespannten Muskeln auf. Sofort fängt die Slackline an, stärker zu schwingen. Nach nur zwei wackeligen Schritten verliere ich das Gleichgewicht. Ein zweiter Versuch endet ähnlich. Ich spüre den Sauerstoffmangel und meine Beinmuskeln brennen vor Anspannung.
Es bleibt nicht viel Zeit, weil es für die Piloten anstrengend ist, mehr als eine Stunde lang die Höhe zueinander zu halten.
In mir steigen Zweifel auf, ob ich diese Highline noch laufen werde. Ich atme mit geschlossenen Augen tief ein und aus und versuche dabei alle unnötige Anspannung loszulassen; nicht nur muskulär, sondern auch alle ablenkenden Gedanken und Ängste. Ich akzeptiere die Möglichkeit, es diesmal vielleicht nicht zu schaffen…
Der letzte Versuch
Die Ballons sind ruhig wie nie. Ich bin es inzwischen auch.
Dan, Niklas, Johannes und alle Anderen sagen nichts; ich merke: Sie glauben an mich.
Der erste Schritt.
Ein schnelle & angespannte Ausgleichsbewegung.
Der zweite Schritt.
Schon sicherer.
Der Dritte.
Mein Atem bleibt kurz, die Muskeln angespannt, aber ich merke, dass ich “in the zone” bin.
Es gibt nur noch mein Bewusstsein im Hier und Jetzt, meinen Atem und diese schmale Brücke zwischen den Ballonen.
Schritt für Schritt, Meter um Meter.
Das Ende kommt in greifbare Nähe. Ich sehe den Korb, sehe Niklas und Johannes, wie sie sich nach vorne beugen.
Ein letzter Schritt. Ich greife den Rand. Zwei Hände ziehen mich hinein.
Was bleibt von einem Weltrekord in 5000 Metern Höhe?
Niklas und Johannes umarmen mich genauso erleichtert und freudig wie ich. Wir wissen: Die höchste Slackline der Welt zwischen zwei Heißluftballons war ein Teamerfolg.
Die Anspannung der vergangenen Monate – Training, Planung, Warten auf das richtige Wetter – fällt in einem Moment ab. Dieser Augenblick gehört uns zusammen. Dann springen auch schon drei Leute gleichzeitig aus dem Korb: Dan und Javi als Tandem und Niklas filmt das Ganze, während er im freien Fall neben Ihnen herschwebt.
Auf dem friedlichen Abstieg empfinde ich eine Mischung aus Euphorie und Dankbarkeit und reflektiere über diesen fordernden, intensiven und im Nachhinein auch für mich selbst surreal anmutenden Lauf.
Die Slackline ist doch wirklich ein Spiegel unser Selbst und des Lebens. Egal wo im Leben wir unsere innere Balance verlieren; oft hilft es extrem, unsere erlebte Wirklichkeit und Gefühle so anzunehmen wie sie sind, um damit verbundene Ängste und andere Stressfaktoren loszulassen und angstfreier und befreiter weitergehen zu können. Ich bin extrem froh darüber, dass ich das selbst immer öfters auch in Alltagssituationen schaffe und dankbar, die Inspiration dafür aus unseren One Inch Traumprojekten gewonnen zu haben. Zum Abschluss ein von mir (ohne KI!) geschriebener Vers:
Balance braucht Übung, Fokus & Kraft,
doch um sie zu halten,
musst auch loslassen.
Danksagungen
Dieser Rekord ist Teil von Dan Ramms’ 7-Wonders Serie für Artlist und die Episode wird bald auf seinem Youtube-Kanal ausgestrahlt.
Auf die erfahrenen Ballonpiloten Angel und Miguel von Globus Kontiki war auch dieses Mal wieder Verlass.
Danke Johannes und Niklas, dass ihr an mich geglaubt und mir Vertrauen gegeben habt.
Abschließend möchte ich den Flying Frenchies Tribut zollen, die mit ihrer ersten Slacklinebegehung zwischen Heißluftballons die Welt inspiriert haben. Ruhe in Frieden, Tancrete Melet.
Line Facts:
Länge: 15 Meter
Höhe über Grund: 4700 Meter (Rekordhöhe)
Meereshöhe: 5100 Meter
Datum des Laufes: 22.11.2025
Athlet: Alexander Schulz
Begehungsstil: Leash, Affenfaust & Fallschirm (Letzteres als Backup of last resort im Fall eines Ballonabsturzes)

